Im Rahmen der Bezirksversammlungen am 20. Dezember 2022 in der Halle Gartlage berichtete OHG-Geschäftsführer Hans-Willi Warder über den Geschäftsverlauf bei der Osnabrücker Herdbuch eG im Geschäftsjahr 2021/22.

Beflügelt durch die sehr positive Milchpreisentwicklung im Laufe des Jahres haben sich die Zuchtviehpreise deutlich verbessert und zu einem Umsatzplus von 14,4 % in der Tiervermarktung geführt. Die deutlichsten Zunahmen gab es bei der Auktionsvermarktung, bei der im Vergleich zum Vorjahr die Durchschnittspreise bei den Rindern um 378 € auf 2.197 € angestiegen sind. Im überregionalen Vergleich wurden auf den Osnabrücker Auktionen gut 90 € pro Tier mehr erzielt.

Hinsichtlich neuer Herausforderungen ging Herr Warder auf die Verlängerung des Transportverbotes für Kälber ab Januar auf 28 Tage ein. In Bezug auf die notwendige Ausweitung der Haltungskapazität solcher Tiere wurde empfohlen, durchaus über modulare Bauweisen von Kälberhütten und damit auch der Ermöglichung von Gruppenhaltung bereits im jungen Alter nachzudenken.

Der Besamungsbereich war geprägt von relativ stabilen Entwicklungen mit nur geringem Rückgang bei den Erstbesamungen (-1,4 %) im OHG-Gebiet. Nicht zuletzt aufgrund des knappen Zuchtviehangebotes hat sich der Einsatz von weiblich gesextem Sperma leicht erhöht, wohingegen die Ausweitung des Fleischrasseeinsatzes für Gebrauchskreuzungen inzwischen stagniert.

Zum züchterischen Bereich wurde auf den Umgang mit so genannten K.O.-Merkmalen eingegangen und auf die im nächsten Jahr zu erwartenden Neuerungen in der Zuchtwertschätzung – wie die Einführungen einer Persistenz-Zuchtwertschätzung.

Die im letzten Jahr deutlich gestiegene Anzahl an ET-Spülungen konnte erfreulicherweise mit 352 im letzten Geschäftsjahr wiederum nahezu erreicht werden.

Zur Stabilisierung des Gesamtergebnisses bei der Osnabrücker Herdbuch eG war im Spätsommer aufgrund der deutlich gestiegenen Kosten in den Bereichen Energie und Beschaffung eine gewisse Gebührenanpassung notwendig. Darüber hinaus sind die zusätzlichen Erlöse aus der OHG-Spermavermarktung in Deutschland und im Export sowie und unter anderem der erfolgreiche Verkauf des Beteiligungsunternehmens Bos-Genetic Kft. ebenfalls für das Geschäftsergebnis positiv gewesen.

Nach dem sehr erfolgreichen Auftritt bei der EuroTier im November 2022 sieht die OHG den 45. Internationalen Osnabrücker Schwarzbunt-Tagen Ende Januar 2023 optimistisch entgegen. Vor allem die schauinteressierten Züchter freuen sich sicher auf dieses Event. Zudem wurde wieder ein interessantes Angebot für die Top Genetik Auktion zusammengestellt. Der Katalog ist bereits verfügbar.

Aus dem Bereich der Leistungsprüfung konnte Heiner Vodegel vom Landeskontrollverband Weser-Ems durchweg über positive Ergebnisse berichten. Im Vergleich zum Bundestrend und auch den Nachbarorganisationen in Niedersachsen erreichten die Osnabrücker Kühe eine durchaus beachtliche weitere Leistungssteigerung um 200 kg und bauten damit ihre Spitzenposition (10.977 kg Milch bei allen Herdbuch Kühen) weiter aus. Bei den besten Einzelleistungen waren erfreulicher Weise wieder viele bekannte Namen aus den Vorjahren dabei und beweisen, dass diese Leistungen keine „Eintagsfliegen“ sind, sondern nachhaltig erbraucht werden. Die höchste Leistungskuh ist mit der zudem in dieser Laktation neu EX-90 bewerteten RR Bookem Elise eine überregional bekannte Bullenmutter. Bei den besten Färsen dominieren viele neuere OHG-Bullen als Väter. Der Betrieb mit der höchsten Durchschnittsleistung (978 kg F+E), Benno Hummert aus Voltlage-Höckel, ist zugleich auch der beste niedersächsische Betrieb in der Kombination aus Leistung, Zellzahl und Lebenstagleistung. In puncto Langlebigkeit und Gesundheit haben sich die Ergebnisse für die gesamte Region weiter positiv entwickelt mit +0,8 Monaten bei der Nutzungsdauer auf 41,1 Monate und einer Steigerung von 2.195 kg auf 35.875 kg Lebensleistung bei den Abgangskühen. Erfreulicherweise ist auch die durchschnittliche Zellzahl im letzten Jahr mit 228.000 um 9.000 günstiger gewesen als im Vorjahr.

Benito Weise vom Landwirtschaftlichen Bildungszentrum (LBZ) Echem hielt einen sehr anschaulichen Vortrag zum Thema „Wie tickt die Kuh?“. Herr Weise hob zunächst hervor, dass Kühe Fluchttiere sind und dementsprechend auf Veränderungen in der Umgebung sehr sensibel reagieren. Im Vergleich zur Sinneswahrnehmung beim Menschen orientieren sich Kühe sehr viel stärker nach ihrem Gehör als visuell – zumal sich ihre Art des Hörens als auch des Sehens nennenswert von dem des Menschen unterscheidet. Beim Hören nehmen Kühe speziell im Hochfrequenzbereich (z.B. zwischen 8 und 30 kHz) Töne sehr viel besser war, wohingegen sie für Menschen gar nicht hörbar sind. Als praktisches Beispiel nannte Herr Weise z. B. die Situation, dass die Geräusche eines Wechselrichters in der Nähe eines Melkroboters dazu führten, dass dieser seltener von den Tieren aufgesucht wurde. Beim Sehen hingegen haben die Kühe nur in einem etwa 30 Grad Winkel direkt vor Ihnen die Möglichkeit scharfe und deutliche Konturen zu erkennen. In den weiteren Bereichen ist ihr Sehvermögen dagegen verschwommen und so ist ihnen dort beispielsweise keine räumliche Einordnung von Entfernungen möglich. Besonders sensibel reagieren Sie auf sogenanntes Flickerlicht (durch Wechselstrom bedingter hell/dunkel Wechsel). Auch für die Anpassung an einen Wechsel von Dunkel auf Hell benötigen die Tiere mindestens 5-6 Mal längere Zeit als das menschliche Auge. Um diese Besonderheiten für Praktiker greifbar zu machen, erfand Herr Weise die Kuhbrille. Dabei handelt es sich um eine Virtual-Reality-Brille, die das Blickfeld der Kuh nachempfindet. Durch einen Blick durch die Kuhbrille konnten die Anwesenden gut nachvollziehen, warum ggf. Tiere bei ihnen im Stall bei z. B. wechselnden Lichtverhältnissen „ängstlich“ reagieren. Gerade bei Neuerungen wie z. B. für frisch abgekalbte Färsen, die zum ersten Mal den Melkstand betreten, sind solche veränderten Umgebungsgeräusche eine besondere Herausforderung und bedürfen daher ein behutsames Eingewöhnen.

Nachfolgend präsentierte Maik Wittemeier das aktuelle Bullen-Angebot nach der Dezember-Zuchtwertschätzung und zum Schluss wurden u.a. einige Züchter für neue 10-Tonner Kühe geehrt.

Heinfried Pösse überreicht den Herren Bissmeyer, Nunnenkamp, Bunge und Sudenfeld Pokale für ihre 10-Tonnerinnen (v.l.n.r)

Die Betriebe Bielefeld, Wille, Meyer, Berling und Schmidt wurden von Hajo Leyschulte für Schauerfolge und ihre 10-Tonnerinnen geehrt (v.l.n.r)