In der aktuellen Zeitschrift Hoards Dairyman (Februar 2023) berichten J. Bewley, L. Worden und D. Sheffield über eine umfangreiche Analyse zu dieser Fragestellung. Dafür wurden die Klassifizierungsdaten von Erstkalbskühen aus den letzten 20 Jahren in Beziehung zur Nutzungsdauer und Lebensleistung der entsprechenden Tiere gesetzt.

Lebensleistung als ECM (energiekorrigierte Milchmenge) in Beziehung zur Einstufungsnote in der 1. Laktation

Beim reinen Vergleich der Nutzungsdauer zeigte sich zwischen dem besten Viertel (≥ 82 Punkte) und dem schlechtesten Viertel (≤ 76 Punkte) immerhin eine Differenz von 142 Tagen in Milch. Noch anschaulicher wird die Differenzierung in der obigen Abbildung (Fig. 3) nach Lebensleistung. Hier läge die Differenz zwischen dem oberen und unterem Viertel bei mehr als 6.000 kg. Speziell wenn man die Spitzengruppe (≥ 85 Punkte) mit den Tieren am unteren Ende der Skala vergleicht, erhöht sich der Abstand deutlich auf 28.800 lbs bzw. gut 13.000 kg.

Nachfolgend wurde zudem analysiert, welche Merkmale die engste Beziehung zur Lebensleistung aufweisen. Bezüglich der Hauptnoten hat die Gesamtnote gefolgt von Euter sowie Fundament erwartungsgemäß die engste Beziehung zur Lebensleistung. Interessant ist auch, welche Linearmerkmale einen größeren positiven oder teils negativen Effekt auf die Lebensleistung aufweisen (siehe Fig. 5).

Beziehung zwischen ausgewählten Linearmerkmalen und Lebensleistung

Unter den Merkmalen mit der engsten Beziehung zur Lebensleistung dominieren vor allem Eutermerkmale, aber auf Platz 4 folgt auch das Merkmal „Dairy form“. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Definition dieses Merkmales in den USA anders ist als das bisherige Merkmal Milchcharakter in Deutschland. Es ist eher vergleichbar mit dem ab April 2023 auch bei uns eingeführten Merkmal Rippenstruktur. Bei den Fundamentmerkmalen zeigt sich ebenso wie bei Auswertungen vom VIT Verden, dass in puncto Hinterbeinwinkelung eine negative Korrelation besteht: demnach erreichen Kühe mit mehr gewinkelten Hinterbeinen eine geringere Lebensleistung. Zudem ist erkennbar, dass ansonsten die Körpermerkmale nur wenig Bedeutung für die Gesamtlebensleistung aufweisen.

Die Autoren dieses Beitrages sehen durchaus eine gute Perspektive dafür, dass man zukünftig mit Hilfe von Auswertungsmethoden unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz noch gezielter Exterieurmerkmale für die Einbeziehung in Anpaarungs-/Selektionsentscheidungen bzw. ggf. auch für Entscheidungen zur Merzung von Tieren in der Herde nutzen kann.