Seit Beginn des Jahres müssen die Milcherzeuger nach der sehr positiven Preisentwicklung in 2022 leider Monat für Monat Rückgänge beim Auszahlungspreis in Kauf nehmen. Auch wenn Marktexperten inzwischen das Ende dieser aktuellen Talsohle prognostizieren, überwiegt derzeit noch die Skepsis bei den Produzenten, solange die Preise nicht wieder anziehen. Dies hat inzwischen auch einen gewissen preisdämpfenden Effekt auf die Zuchtrinderpreise – auch wenn diese grundsätzlich ein knappes Gut bleiben. Bis Mai konnte auf den Osnabrücker-Auktionen noch das Preisniveau oberhalb der 2000 €-Marke gehalten werden. Bei der vergleichsweise großen Sommerauktion am 28. Juni 2023 gelang dies nicht mehr: die 197 Zuchtrinder wurden im Mittel für 1939 € und damit 188 € günstiger als bei der Vorauktion verkauft. Das insgesamt schwieriger werdende Umfeld wurde unmittelbar vor der Auktion durch die kurzfristige Absage eines Großkunden erschwert. Vielleicht war diesmal auch die Anzahl absoluter Toprinder nicht ganz so hoch wie bei der Vorauktion, aber die vielen überdurchschnittlichen Rinder konnten sehr wohl die Kunden vor Ort überzeugen und erzielten durchweg nach wie vor zufriedenstellende und gute Preise.

Bei den Zuchtbullen traf diesmal eine gleichmäßig hohe Qualität auf eine gegenüber den Frühjahrsmonaten etwas nachlassende Nachfrage. In Folge der guten Qualität konnten diesmal sogar zwei Drittel aller vorgestellten Bullen in der besten Körklasse (Klasse I) prämiert werden. Alle Topbullen überzeugten nicht nur durch hervorragendes Exterieur, sondern zugleich beeindruckenden Kuhfamilien im Hintergrund. Preissieger wurde ein hornloser Signal P-Halbbruder zu dem aktuellen beliebten OHG-Bullen CANDY von Reinermann, den sich ein aus Hessen angereister Kunde zum Preis von 3100 € sicherte. Der Betrieb Reinermann stellte auch mit 2.500 € den zweitteuersten Bullen, einen Sanchez P-Sohn aus der sowohl für top Exterieur als auch Inhaltsstoffe und Leistung bekannten Rita-Familie, der im Kaufauftrag in den Westerwald verladen wurde. Zum Preis von 2400 € ging ein von Bunge Agrar aus der Joy-Familie stammende, frühe SUNRISE-Sohn an einen Kunden aus Schleswig-Holstein. Den gleichen Preis erzielte ein typstarker King Doc-Halbbruder zu ADLON P, den der Betrieb Kolckhorst-Kahle anbot und ins benachbarte Westfalen ging.

Bei den Rindern dominierten mit über 50 % ausländische Kunden und zwar diesmal zum größten Anteil aus Italien. Bei den Toptieren zeigten allerdings einige inländische Kunden sowie speziell die Züchterfreunde aus Belgien häufig den längsten Atem. Dreimal wurde der Spitzenpreis von 3000 € erreicht. Zwei dieser drei Färsen gingen nach Belgien und zwar zunächst eine ganz weiße, leistungsstarke CALVIN-Tochter aus dem L-Stamm von der Schulte GbR aus Wechte. Auch die zweite nach Belgien verkaufte Topfärse war eine ähnlich geschnittene, hellbunte und ebenfalls mit 42 Liter Einsatzleistung ausgestattete Mitchell aus Defender von der Niemeyer-Meier GbR. Bei der dritten 3000 €-Färse handelte es sich um eine überraschend euterstarke und enorm leistungsbereite Kreuzungsfärse von der Timmering-Brandl Milch KG, die sich ein Kunde aus Westfalen sicherte. Ihr inoffizieller Vater ist zwar ein aktueller OHG-Vererber, aber da die Mutter eine Fleckviehkreuzung war, musste sie ohne Abstammung angeboten werden. Bei den vielen weiteren überdurchschnittlichen Färsen drückten insbesondere die Bullen SINUS, CALVIN und MILTON diesmal dem Angebot einen positiven Qualitätsstempel auf und die Töchter dieser drei Bullen (jeweils 10) lagen im Mittel 100-200 € über dem Auktionsschnitt.

Mit großer Spannung wurde der Absatz der diesmal nach ca. einem Jahr wieder vertretenen größeren Anzahl an Jungrinder und Kälber erwartet. Hierbei stachen insbesondere die Tiere der beiden Sondergruppen von Bunge Agrar und Neßlage hervor. Die 31 verkauften Tiere dieser Sondergruppe erreichten im Schnitt einen beachtlichen Preis von 1174 € und die weiteren 5 angebotenen Kälber wurden ebenfalls zügig für im Mittel 840 € zugeschlagen. Die beiden Highlights der Sonderkollektion waren jeweils rotbunte Tiere, die nach Belgien gingen. Zunächst sorgte eine auffällig typstarke Doral Red aus der Mox Maryrose-Familie von Neßlage zum Preis von 2400 € für ein erstes Highlight. Nachfolgend erzielte das höchste genomische Produkt, eine 151er Rammstein-Tochter aus der in 2022 auf der TGA erworbenen Freestyle-Tochter Relevation-Red, den Toppreis von 2600 €.

Die nächste Auktion findet in 6 Wochen, am 9. August 2023, statt und hierfür wird wieder ein Gesamtauftrieb von gut 300 Tieren erwartet.

Tierkategorie Auftrieb Verkauft Preismittel Preisspanne Veränderung
Bullen 27 27 1706 € 1000 € – 3100 € – 296 €
Rinder 200 197 1939 € 900 € – 3000 € – 188 €
Kälber 5 5 840 € 550 € – 1050 €
Sonderkollektion 33 31 1174 € 600 € – 2600 €

Kat.-Nr. 229 Mitchell-Tochter von der Niemeyer-Meier GbR

Kat.-Nr. 411 Doral-Red-Tochter von Neßlage

Kat.-Nr. 242 Roman-Tochter von Redecker