46. Internationale Osnabrücker Schwarzbunt-Tage
Es ist genau 50 Jahre her, als die OHG bei den 1. Internationalen Osnabrücker Schwarzbunt-Tagen im Januar 1974 ihre Zuchtarbeit, die damals gekennzeichnet war von einem konsequenten und damit in anderen Regionen noch umstrittenen Einsatz von nordamerikanischer Holstein-Genetik, einem internationalem Publikum präsentierte. Bei dieser ersten Schau war die Telstar-Tochter Olga von Pues die überragende Kuh. Bei der aktuellen Veranstaltung sorgten Karolina, Faible, Hanuta, America und Bombshell für Schlagzeilen. Während 1974 noch ein Richtergremium aus 11 verschiedenen Ländern agierte, stand diesmal mit Thomas Hannen ein anerkannter und souveräner Preisrichter im Ring. Für das OHG-Zuchtprogramm und die Nachzuchtpräsentation standen mit CALVIN und GENIUS erneut Produkte aus der im OHG-Zuchtprogramm sehr einflussreichen Mabelle-Kuhfamilie im Vordergrund. Zum Abschluss bei der Top-Genetik-Auktion moderierten Lukas Harms und Auktionator Jürgen Wiesehahn unterhaltsam diesen Sale und sorgten gegen Ende bei den jüngsten Tieren für den ein oder anderen Paukenschlag.
Schulze Holstein und Kolckhorst-Kahle erneut sehr erfolgreich
Bei der Osnabrücker Tierschau für die Region Wittlage im letzten Herbst waren die Betriebe Kolckhorst-Kahle und Schulze Holstein besonders erfolgreich und bei den diesjährigen Schwarzbunt-Tagen holten sie erneut die Siegertitel – allerdings teils mit anderen Kühen als noch im Herbst. Obwohl der Name der Veranstaltung Schwarzbunt in den Vordergrund stellt, war in jeder der drei Färsenklassen mindestens eine Rotbunte am Start.
Bei den ältesten Färsen hatte sich die äußerst stilvolle rotbunte Mirand PP Karolina von Schulze Holstein gegen die Vorjahres-Siegerin GNH Oceana durchgesetzt und schaffte es in die Endlinie zur Siegerauswahl. Dazu holte Thomas Hannen das Spitzenduo aus der mittleren Klasse mit der von der Züchtergemeinschaft Neßlage/Middelkampf präsentierten Haniko-Tochter Wilt Elaya sowie der harmonischen, euterstarken Lambda-Tochter BIL Austria von Bielefeld. Karolina hatte sich in der ältesten Färsenklasse aufgrund ihres beeindruckenden Typs sowie der Frische und Qualität im Euter durchgesetzt und Thomas Hannen gab ihr auch bei der Siegerauswahl den Vorzug aufgrund von noch etwas mehr Stil und korrekterer Strichplatzierung vor Wilt Elaya.
Sieger jung: Mirand PP-Tochter Karolina von Schulze Holstein GbR, Vennermoor
Reservesieger jung: Haniko-Tochter Wilt Elaya von Neßlage / Middelkampf
Sieger mittel: Lambda-Tochter Faible von der Schulze Holstein GbR, Vennermoor (re.)
Reservesieger mittel: Royce-Tochter Rekord von der Timmering-Brandl Milch KG, Vehs
In der mittleren Kategorie von Zweit- und Drittkalbskühen gingen die ersten Klassensiege an zwei dunkle Zweitkalbskühe mit der Mirand PP Susi von Neßlage/Middelkampf/Kappmeyer sowie GNH Lea, eine Rager Red vom Milchhof Kilver. Aus den beiden älteren Klassen gingen 2 helle Drittkalbskühe als Klassensieger hervor, die beide bereits im Vorjahr bei den Schwarzbunt-Tagen erfolgreich waren. Es handelte sich dabei um die letztjährige mittlere Siegerkuh Lambda Faible von Schulze Holstein sowie die letztjährige Nachzuchtsiegerkuh Royce Rekord von der Timmering-Brandl Milch KG. Thomas Hannen war fasziniert von der Ringpräsens und dem Stil, den Faible an diesem Tag zeigte und gab ihr aufgrund von etwas mehr Körpertiefe und -breite den Vorzug vor der mit grandiosem Euter ausgestatteten Rekord. Aus Rekord ist aktuell ihr hornloser Sunny P-Sohn SUNTRO P im Einsatz und er erfreut sich insbesondere aufgrund seiner herausragenden Eutervererbung mit einem Wert von 136 hoher Popularität.
Besonders stark besetzt waren in diesem Jahr die alten Kuhklassen mit insgesamt 4 Richtklassen und Kühen von der 4. bis 11. Laktation. Bei den Viertkalbigen stach an diesem Tag die von Klaus Kettmann präsentierte Wasa (Missouri x Lotus P) durch ihre Feinzelligkeit, Milchadel und einem hervorragend beaderten Euter heraus. Auch bei den Fünfkalbskühen gewann eine Kuh namens Wasa. Hier handelte es sich zugleich um die beste Euterkuh dieser Gruppe und diese von Annen in Loxten stammende Kuh hat mit Louis x Movie ein reines OHG-Pedigree. In der Folgeklasse hatte diesmal die frühere Siegerfärse, KKH Hanuta (Garant x Select) von Kolckhorst-Kahle, die Nase vorn vor der letztjährigen Reservesiegerin, Jetset Lesly von Redecker. Sehr beeindruckend war auch die Frische und Jungendlichkeit der allermeisten in der letzten Richtklasse präsentierten 8 bis 13 Jahre alten Kühe. Am Ende konnte sich hier die dunkle, äußerst korrekte und ausbalancierte Dolores (Impression x Boateng) von Marquard durchsetzen. Bei der abschließenden Siegerauswahl der ältesten Kühe musste sich allerdings Dolores mit der ehrenvollen Erwähnung begnügen und den Siegerpreis sicherte sich KKH Hanuta aufgrund ihres überragenden Euteransatzes und etwas mehr Vorhandstärke vor der extrem milchtypischen und harmonischen Wasa von Kettmann.
Sieger alt: Garant-Tochter KKH Hanuta von Kolckhorst-Kahle, Haltern
Reservesieger alt: Missouri-Tochter Wasa von Kettmann, Loxten
Große einheitliche Töchtergruppen von CALVIN und GENIUS
Mit den bereits sicher töchtergeprüften CALVIN (Casino x Finder) sowie dem gerade auf der Schwelle zum töchtergeprüften Bullen stehende GENIUS (Gywer x Trend) wurden in diesem Jahr erneut zwei Nachzuchten präsentiert, die auf die Mabelle-Kuhfamilie zurückgehen. Beide Bullen führten in den letzten 3 Jahren die Liste der am meisten eingesetzten Vererber jeweils im Wechsel an und haben somit eine große Bedeutung für das OHG-Zuchtprogramm. Die mittelrahmigen CALVIN-Töchter weisen – wie sein auf inzwischen 750 Töchter basierender Zuchtwert bestätigt – nicht nur eine hohe, sichere Leistungsvererbung auf, sondern überzeugen insbesondere durch optimal gestellte, klare, gute Fundamente und ideal für Roboter-Betriebe passende Euter mit optimaler Strichplatzierung, Euterbalance sowie deutlich längeren Strichen. Darüber hinaus sind sie auffällig ruhig und umgänglich. Aus dieser Nachzuchtgruppe wählte Thomas Hannen die aus einer Adlon P stammenden Kathleen von Redecker sowie Gina (Calvin x Basta) von Lilie für die Entscheidung um die beste Nachzuchtfärse aus.
CALVIN Nachzuchtgruppe
Die nachfolgende Gruppe von durchweg weißen, starken, mittelrahmigen 10 GENIUS-Töchter stand in puncto Einheitlichkeit den CALVIN´s sicher nichts nach. Darüber hinaus zeigten die GENIUS-Töchter für Exterieurliebhaber eine herausragende Euterqualität mit sowohl vorn langem, als auch hinten hohem und breitem Ansatz sowie sehr lebhafter Beaderung. Alle bisherigen Informationen, der bereits abgekalbten GENIUS-Töchter, bestätigen voll und ganz die Allround-Qualitäten dieses äußerst beliebten Bullen. Für die Endauswahl zur Nachzuchtsiegerin nominierte der Preisrichter KKH America, die über mehrere Generationen auf die frühere Schwarzbunt-Tage-Siegerin Boss Annalena zurückgeht sowie Flocke von Wieghaus (Genius x Consul). Aufgrund der herausragenden Euterqualität gab Thomas Hannen den beiden GENIUS-Töchtern den Vorzug vor den CALVIN’s und KKH America überzeugte ihn aufgrund der noch etwas festerer Oberlinie als absolut komplette Färse am meisten, so dass damit der Betrieb Kolckhorst-Kahle einen zweiten Siegertitel bei dieser Schau erringen konnte.
GENIUS Nachzuchtgruppe
Sieger: Genius-Tochter KKH America von Kolckhorst-Kahle, Haltern
Reservesieger: Genius-Tochter Flocke von Wieghaus, Rieste
Top-Genetik mit überragender Färsenkollektion und Genomic-Highlights
Die 30 sorgfältig ausgewählten Tiere, die bei der diesjährigen Top-Genetik-Auktion durch Gebote über Internet oder von Kaufinteressenten vor Ort ersteigert wurden, waren zur Hälfte primär dem Schausegment zuzuordnen und die weiteren Angebote überzeugten insbesondere durch hohes genomisches Zuchtwertpotential. Diese Information gab es natürlich vor 50 Jahren noch nicht, als ein Elevation-Kalb für 3.500 DM der Top-Seller des Sales war.
Mit 12 abgekalbten Färsen aus weltweit bekannten und anerkannten Kuhfamilien war diesmal das Angebot bei den Abgekalbten sehr umfangreich und konnte auch vor Ort den kritischen Blicken der Zuschauer voll und ganz standhalten. Sie wurden alle zu Steigpreisen von 3.500 € bis 5.600 € verkauft. Den Spitzenpreis von 5.600 € erzielte die von Reinermann angebotene, hochleistende Huracan, die über Kerrigan und Boss auf die Snowman Heaven-Familie und damit eine sehr bekannte Bullenmutterfamilie zurückgeht.
Bei den Typtieren erreichte die einzige tragende, eine rotbunte McDonald aus dem S-Stamm von Wiethege, mit 6.000 € den Toppreis gefolgt von einer mit einem herausragenden Typzuchtwert auf kanadischer Basis (+18 Conformation) ausgestatteten Bullseye aus der Dempsey Cheers EX-95 Familie von Wilcor Holsteins.
Die genomischen Jungrinder erzielten allesamt Preise von 6.000 € und aufwärts. Unter den Top 3 waren mit der homozygot hornlose 161er Member PP von Hehmann & Gerdom sowie die höchste verfügbare und mit 163 gRZG ausgestattete Feit Red-Tochter von Straten zwei rotbunte Jungrinder und beide überschritten schnell die 10.000 €-Schwelle. Den herausragenden Toppreis von 42.000 € erzielte aber erwartungsgemäß die 167er Capitol-Tochter WW Bombshell von Weber & Weber. Dieses sehr gut entwickelte, tadellose Kalb ist nicht nur die Nr. 1 des gesamten Jahrgangs, sondern lässt in punkto genomischem Profil keine Wünsche offen und setzt damit die Tradition von erfolgreichen TGA-Verkäufen (auch ihre Mutter wurde bei der TGA 2022 verkauft) fort und ein Vollbruder zu diesem Topseller geht zur OHG.
Topseller der Auktion WW Bombshell mit dem Verkaufsteam
Auch wenn inzwischen die Zuchtarbeit der OHG mit primär Nutzung von genomischen ZW-Info´s sich kaum von der Arbeit anderer Organisationen unterscheidet, so sind die Schwarzbunt-Tage weiter für viele Stammgäste ein absolutes Muss zu Beginn des Jahres. Die unmittelbare Nähe zum Ring und zu den Tieren sowie Züchtern sorgt für eine tolle Atmosphäre, so dass auch erstmalige Besucher fasziniert sind von diesem Event und weiterhin die Halle nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt ist.