Die 45. Internationalen Osnabrücker Schwarzbunt-Tage konnten, wie Hajo Leyschulte bei der Eröffnung der Schau erwähnte, nun im dritten Versuch endlich wieder mit komplettem Programm und live vor Ort stattfinden. In den beiden letzten Jahren hatte lediglich eine Online-Auktion zum geplanten Termin durchgeführt werden können. Durch die längere Pause und allen eingetretenen Veränderungen was Reiseverhalten, Strukturwandel in der Landwirtschaft und allgemeine Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft angeht, war man gespannt, ob und wie gut dieses Event nun im Jahr 2023 angenommen würde.

Bei den Vorbereitungen gab es schon viele positive Anzeichen. Die ausgewählten und aufgetriebenen Schau- und Nachzuchtkühe stammten immerhin von 46 verschiedenen Mitgliedsbetrieben und damit einer breiten Unterstützung in der Züchterschaft. Auch das Angebot für die Top-Genetik Auktion konnte in allen Segmenten (melkende Färsen, Schaupedigrees und genomische Jungrinder) vollends überzeugen und fand nach Veröffentlichung des Kataloges bereits viel Interesse.

Die letzte Bestätigung gab es aber erst am 27. und 28. Januar 2023 vor Ort. Beim Auftakt zum Züchterabend fanden sich mit mehr als 500 Besuchern und Beschickern mehr Leute ein, als man es von den vorherigen Veranstaltungen gewohnt war. Ebenso nahm der Besucherstrom am Samstag, dem 28. Januar 2023, kein Ende und sorgte sowohl für einen vollen Parkplatz als auch bereits am späteren Vormittag für voll besetzten Tribünen und vor allem volle Gänge in den Stallungen.

Top Kühe in allen Alterskategorien

Bei der Verbandsschau traten in den drei Alterskategorien (Jung, Mittel, Alt) 80 Tiere in 10 verschiedenen Richtklassen an. Mit Rücksicht auf die Einhaltung von passender Euterfülle wird bekanntlich in Osnabrück keine abschließende Grand Champion Auswahl durchgeführt, sondern es werden sogleich nach den jeweiligen Richtklassen die Sieger ermittelt. Während man in früheren Jahren oft eine der Siegerkühe als die überragende ansah, standen in diesem Jahr von der Siegerfärse über Mittel, Alt und Nachzuchtsiegerin jede Siegerkuh nahezu auf gleichem Qualitätslevel.

Aus den drei Färsenklassen ging als eine in allen Belangen überzeugende Siegerin eine frisch abgekalbte, helle Mirand PP Tochter vom Milchhof Kilver namens GNH Oceana hervor. Sie hat durchaus das Potential, ihrer sogar 3 x in Folge auf den Schwarzbunt-Tagen präsentierten Mutter GNH Lineman Olinde folgen zu können. Preisrichter Armand Braun entschied sich für eine weitere helle und bereits sehr stark entwickelte, aber zugleich sehr harmonische Sidekick eines neuen jungen Schaubeschickers, dem Betrieb Wortmann aus Hesselteich, als Reservesiegerin, so dass die 3. Klassensiegerin, eine von der Klöcker GbR vorgestellte dunkle und äußerst funktionelle und korrekte Crushabull nicht mehr in die Vergabe der Siegertitel eingreifen konnte.

Siegerin Jung
GNH Ocean vom Milchhof Kilver in Ostkilver

Reservesiegerin Jung
Willow von Wortmann in Hesselteich

Bei den mittleren Kuhklassen bis zum Alter von 5 Jahren traten Zweit- und jünger Drittkalbskühe an. Am Ende hatte hier das Duo aus der ersten Richtklasse mit der im Körper für ihr Alter enorm entwickelten und mit imponierendem Hintereuter ausgestatteten Lambda Faible von Schulze-Placke in Vennermoor vor der sehr jugendlichen und mit äußerst fest ansitzendem Euter ausgestatteten 1st Grade Safari von Annen in Loxten als Sieger und Reservesieger die Nase vorn. Die weiteren Klassengewinner, wie die Secretariat Felina von Nölker in Pye und der ebenfalls in allen Belangen sehr kompletten MEY Lambda Dana von Meyer in Kettenkamp, konnten in der Frische und Qualität nicht ganz an das Sieger-Duo heranreichen.

Sieger Mittel – Faible von Schulze-Placke in Vennermoor und
Reservesieger – Safari von Annen in Loxten

Bei den älteren Kuhklassen hatte der Zuchtbetrieb Niermann sowohl zum Auftakt mit seiner GHO Ladd P Chanel eine inzwischen mit imponierender  Entwicklung ausgestatteten, älteren Drittkalbskuh ein heißes Eisen im Feuer und auch die älteste Teilnehmerin, KNS MoM Dorfheimat (aus Ramos Dorflady) konnte die abschließende Kuhklasse gewinnen. In den beiden weiteren älteren Kuhklassen ging die viertkalbige, helle mit viel Körperlänge und einem Topeuter ausgestattete von Bielefeld in Dalvers vorgestellte HWH Pledge Snowwhite und eine dunkle, äußerst korrekte aus der Redecker’schen L-Linie stammende Jetset Lesly als Klassensiegerin hervor. Bei der Siegerentscheidung entschied sich Armand Braun für die beiden dunklen Kühe und zwar für GHO Chanel als Siegerin vor Lesly als Reservesieger.

Siegerin Alt
GHO Chanel von Niermann in Schiplage

Reservesiegerin Alt
Lesly von Redecker in Schwagstorf

Nachzuchtgruppen von außergewöhnlicher Qualität

Für die diesjährige Nachzuchtpräsentation hatte man sich nach der Vorauswahl für die beiden Bullen ESSEX RDC und ROYCE (Zweitkalbskühe) entschieden. Beide rangieren mit RZG 137 nicht in der absoluten Spitzengruppe, aber können mit enorm einheitlicher Vererbung und Qualitäten, die aktuell viele Holsteinzüchter suchen, überzeugen.

Der aus einer niederländischen Kuhfamilie stammende Essex RDC (Esperanto x Filou RDC x Maddock) hatte in den letzten Monaten auf den Auktionen immer wieder durch viele Spitzenfärsen auf sich aufmerksam gemacht. Die 10 im Ring präsentierten Töchter beeindruckten nicht nur Preisrichter Armand Braun, der seinen Kommentar begann mit: „Wahnsinn, Qualität und Uniformität …“ und damit bestätigte, dass nicht ohne Grund die Osnabrücker Züchter seit einigen Monaten diesen Bullen von allen töchter-geprüften am stärksten einsetzen, da seine Töchter auch fast jededn Monat auf den Auktionen überzeugen können. Die Essex-Töchter überzeugen durch tadellose gute Bewegungen auf ideal gewinkelten Hinterbeinen und vor allem durch ganz hervorragende, fest aufgehangene Euter. Hinzukommen die sehr guten Gesundheits- und Fitnesswerte. Als Duo für die nachfolgende Siegerauswahl der besten Nachzuchtkuh entschied sich Armand Braun für die mit einem bestechend beaderten drüsigen Euter auffällige schwarzbunte Alaska von Meyer z. Reckendorf vor der rotbunten und bereits bei der EuroTier ausgestellten Ribanna von der Rüther GbR in Rothertshausen.

In puncto Uniformität und Qualität konnten sich ebenfalls die neun nachfolgend präsentierten Royce-Töchter sehen lassen. Royce stammt von Gr. Honebrink in Nordhausen und ist ein Roxy B-Sohn aus der Mabelle-Familie. Die zweikalbigen Royce-Töchter präsentierten sich sehr jugendlich mit enorm fest und gut aufgehangenen Eutern. Im Vergleich zu seinem teils etwas extremen Linearprofil bei Körper- und Fundament-Merkmalen zeigen sie eine sehr gute weitere Entwicklung, feste gute Oberlinie und tadellose Bewegung. Offenbar aufgrund der sehr guten Persistenz und Weiterentwicklung von erster zu zweiter Laktation konnte Royce im aktuellen Dezember-Zuchtwert um 5 RZG-Punkte zulegen. Mit RZRobot 130 ist und bleibt er einer der am besten geeigneten Bullen für Roboterbetriebe, zumal seine Töchter dies mit sehr ruhigem, angenehmem Temperament (112 Melkverhalten) kombinieren. Als Spitzenduo wählte Armand Braun zwei helle Kühe aus mit der Rekord von der Timmering-Brandl Milch KG in Vehs, die in puncto Vordereuter und Oberlinie noch leichte Vorzüge zeigte gegenüber der ganz hellen Lisa von Lübbert in Schledehausen. Bei der nachfolgenden Siegerauswahl setzte sich dann Rekord durch gegenüber der Essex-Tochter Alaska von Meyer zu Reckendorf als Reservesiegerin.

Top-Genetik mit vielen Highlights

Die Top-Genetik-Auktion wurde in diesem Jahr erstmals als Hybrid-Auktion mit Live- und Online-Bietmöglichkeiten durchgeführt. Zum Auftakt standen 11 abgekalbte Färsen aus top Kuhfamilien mit einer außergewöhnlichen Qualität im Fokus und fanden bei der aktuell starken Nachfrage nach melkenden Färsen schnell und zügig neue Besitzer. Sie erreichten im Durchschnitt 4.509 € und die Topfärsen wurden für 5.500 € zugeschlagen. Bei den genomischen Jungrindern gingen die Gebote noch deutlich schneller in die Höhe. Alleine fünf dieser züchterisch wertvollen Zuchtprodukte erzielten Preise über 10.000 €. Der Toppreis von 31.000 € wurde sogar gleich zweimal erzielt, nämlich zunächst von der Westrup-Koch Milch GbR für die mit 164 gRZG höchste Sunrise-Tochter und zum Schluss beim jüngsten Kalb namens Winstar Acora. Neben ihrem top aktuellen Pedigree bietet sie haushohe Werte in vielen genomischen Zuchtwertsystemen wie 164 gRZG, 3.012 gTPI. Den finalen Zuschlag zum Preis von 31.000 € erhielt letztlich ein Stammkunde aus Bayern. Mit einem Gesamtdurchschnittspreis von 7.822 € und einer 100 %igen Verkaufsquote fand damit eine rundum gelungene Veranstaltung den krönenden Abschluss.

Topseller WKM Nothing Else
von der Westrup-Koch Milch GbR in Linne

Topseller Winstar Acora
von der Hehmann & Gerdom GbR in Destel

Kat. Name Steigpreis Züchter Käuferregion
10 WIT Catch Me 5.500 € Wiethege, Halver Nordrhein-Westfalen Abgekalbte
12 UEH Nebel 5.500 € Uhlmann-Escher, Nordholte Nordrhein-Westfalen Abgekalbte
14 Hellender Olivia 6.500 € Büscherhoff Holsteins, Mühlen Nordrhein-Westfalen Typtier
22 WKM Nothing Else 31.000 € Westrup-Koch Milch, Linne Niederlande Genomic
29 Winstar Acora 31.000 € Hehmann & Gerdom, Destel Bayern Genomic
21 Rakete PP 21.500 € Milchhof Severinghausen, Severinghausen Niedersachsen Genomic
25 WKM Nordsee 12.000 € Westrup-Koch Milch, Linne Nordrhein-Westfalen Genomic
23 WW Hazel 11.000 € Weber & Weber, Wimmer Niederlande Genomic

Wir möchten uns abschließend bei allen Helfern und Unterstützern der Veranstaltung ganz herzlich bedanken und natürlich auch bei den vielen Besuchern, die durch ihr Kommen auch ihre Wertschätzung für die Osnabrücker Holstein-Zucht gezeigt haben.

Hauptsponsoren: