Der Strukturwandel in der Landwirtschaft und Milchviehhaltung war auch im OHG-Gebiet über die letzten Jahre spürbar, sodass inzwischen die Mitgliederzahl unter die nach Genossenschaftsgesetz maßgebliche 1.500er-Grenze gefallen ist und damit vom bisherigen Vertreterversammlungssystem auf eine Generalversammlung für alle Mitglieder als oberstes Gremium gewechselt werden musste. Die satzungsmäßigen Grundlagen hierfür waren im Rahmen einer außerordentlichen Generalversammlung im Dezember 2024 beschlossen worden. Zur ersten ordentlichen Generalversammlung konnte nun der Aufsichtsratsvorsitzende, Ulrich Westrup, am 20.02.2025 im Gasthaus Beinker 80 Teilnehmer begrüßen.

Im Lagebericht informierte Geschäftsführer Hans-Willi Warder über die wesentlichen Ergebnisse des letzten Geschäftsjahres und gab anhand der Ergebnisse aus dem ersten Drittel des laufenden Geschäftsjahres (Oktober bis Januar) einen Ausblick. Hohen Einfluss hatte in allen Geschäftsbereichen die Tiergesundheitssituation mit leider massiver Verbreitung von BTV-3 im Spätsommer des letzten Jahres und großer Verunsicherung durch einen MKS-Fall zu Beginn dieses Jahres. Trotz hierdurch bedingter Verbringungsbeschränkungen bei Tieren sowie Exporteinschränkungen beim Spermaexport für viele Drittländer konnten sehr stabile Umsätze erzielt werden. Bei der Tiervermarktung lagen die Umsätze weiterhin auf einem stabilen Niveau über 10 Mio. €. Im Besamungsbereich konnte eine leichte Zunahme von + 1,5 % bei den Erstbesamungen im letzten Geschäftsjahr und aktuell von etwa 4 % verzeichnet werden. Trotz der Exportbeschränkungen durch Blauzunge konnte mit einem Umsatz von 1,35 Mio. € im Spermaexport immerhin noch das zweitbeste Ergebnis der letzten Jahre erzielt werden. Rückgänge mussten dagegen im Embryotransfer hingenommen werden, wobei sich aktuell die Anzahl Spülungen in den ersten vier Monaten, mit 109 sich wieder leicht positiv gegenüber dem Vorjahr entwickelt. Herr Warder erläuterte die anstehende Umstellung auf Single-Step-Zuchtwertschätzung und ging nochmals auf die äußerst erfolgreiche Dezember-Zuchtwertschätzung 2024 mit 5 Bullen unter den Top 10 seitens der OHG ein. Leider konnten die geplanten Nachzuchten einiger neuer interessanter Bullen wegen der Absage der Schwarzbunt-Tage nicht präsentiert werden. Insgesamt gab es aber im letzten Jahr mit den Schwarzbunt-Tagen, der Tierschau in Glandorf und vor allem den vielen herausragenden Jungzüchterergebnissen auf überregionaler Ebene viele prestigeträchtige Zuchterfolge.
Das Betriebsergebnis im Jahresabschluss lag mit 243 T€ etwa 100 T€ über dem Vorjahr. Der Bilanzgewinn lag mit 549 T€ sogar mehr als doppelt so hoch, was vorwiegend auf positive Entwicklungen bei den Finanzanlagen zurückzuführen war. Nachfolgend erläuterte Jürgen Halbrügge in gewohnter Weise detailliert alle wesentlichen Veränderungen in der Bilanz sowie Gewinn- und Verlustrechnung. Dabei konnte er aufzeigen, dass neben stabilen Umsätzen vor allem ein gutes Kostenmanagement maßgeblich zum guten Ergebnis beigetragen hat. Herr Wirkuttis vom Genossenschaftsverband stellte aber im nachfolgend zusammengefassten Prüfungsbericht heraus, dass erneut die Ordnungsmäßigkeit der Buchführung und des Jahresabschlusses voll bestätigt werden konnte; zudem wies er auf die außerordentlich gute Finanzausstattung des Unternehmens hin. Da Jürgen Halbbrügge in diesem Jahr zum letzten Mal den Jahresabschluss präsentierte und im Sommer in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird, ließ es sich Herr Wirkuttis nicht nehmen, ihm im Namen des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems für seine langjährige erfolgreiche Tätigkeit von 49 Jahren und davon die letzten 28 Jahre als Leiter der Abteilung die goldene Ehrennadel des Verbandes zu überreichen (siehe Foto). Herr Westrup schloss sich im Namen der OHG dem Dank an die Arbeit von Herrn Halbrügge und speziell seinem geschickten Umgang bei den Finanzanlagen an.
In seinem Bericht des Aufsichtsrates ging er nochmals auf Schwerpunkte wie die BTV-3-Verbringungsregeln und -Restriktionen, die Beratung der Satzungsanpassung sowie züchterische Themen im letzten Jahr ein.
Die in diesem Jahr turnusmäßig zur Wahl stehenden Gremiumsmitglieder, Cord Lilie für den Vorstand, sowie Robert Anneken, Henrik Detert und Heinz-Georg Plogmann-Gr. Börding für den Aufsichtsrat, wurden in getrennten Wahlgängen jeweils einstimmig wiedergewählt.
Zum Abschluss hielt Hanna Strodthoff-Schneider von der Agroprax einen interessanten Vortrag zum Thema „Stressfaktor Absetzen? – Wie wir Kälber schon während der Tränkephase optimal vorbereiten können“. Sie stellte einleitend heraus, dass eine Beurteilung der Kälberaufzucht im Betrieb nur durch regelmäßige Kontrollen bei allen Kälbern möglich ist. Es kommt nicht nur auf die Durchschnittswerte für Tageszunahmen in den Einzelabschnitten an, sondern zugleich auf die Vermeidung von zu vielen Ausreißern nach unten. Man sollte sich daher zunächst Gedanken machen, wie man im Betrieb sowohl das Geburtsgewicht, das Gewicht beim Absetzen als auch drei Wochen nach dem Absetzen einfach erfassen kann durch Positionierungen von Wiegeplatten oder einer Waage an einer Kälberkarre.

Nachfolgend stellte sie die fünf wesentlichen Punkte für ein stressfreies Absetzen heraus
- nur qualitativ gute (> 23 % Brix-Wert) und hygienisch saubere Biestmilch,
- ein durchdachtes, funktionierendes Tränkeregime,
- geeignetes Festfutter mit adäquatem Stärkegehalt (möglichst als Trockenfutter), um eine frühe und gute Entwicklung der Pansenzotten zu gewährleisten,
- überschaubare Gruppengrößen von max. 6 Kälbern während der Tränkeperiode und nach dem Absetzen max. 10 Kälbern,
- ein durchdachtes Impfregime mit möglichst intranasaler BRSV-Impfung und ansonsten nur anhand von Erregerbefunden weitere gezielte Maßnahmen.
Anhand ihrer umfangreichen Erfahrungen in Praxisbetrieben konnte sie anschaulich überzeugende Forschungsergebnisse zum aktuellen Stand der Wissenschaft präsentieren und Tipps geben, wie man diese in der Praxis umsetzt. Bei den vielen Fragen im Anschluss an den Vortrag blieb sie keine Antwort schuldig. Trotz höherer Kosten sprach sie sich speziell in den ersten zwei Wochen für den Einsatz von Vollmilch aus, da diese die höchste Verdaulichkeit aufweist. In Bezug auf die Festfutteraufnahme konnte sie anschaulich zeigen, dass bis zum Absetzen silierte Futtermittel offenbar nicht ausreichend gut von Kälbern verwertet werden. Stattdessen sollte das Trockenfutter hohe Maisanteile, möglichst Soja als Protein-Komponente und kurz gehäckseltes sauberes Stroh enthalten. Förderlich für die Schmackhaftigkeit und Zottenentwicklung ist zudem neben Melasse ein gewisser Anteil an Milchprodukten wie z. B. Molke. Solche qualitativ guten Trockenfutter sind zwar preislich sicher etwas teurer, aber die Funktionssicherheit und bessere Tageszunahmen zahlen sich später durch bessere Leistung im Leben der Kuh auf jeden Fall aus.
Hinsichtlich der optimalen Länge der Tränkeperiode spricht laut Frau Strodthoff-Schneider viel für eine Zeitperiode von 12 bis 13 Wochen.
Abschließend bedankte sich Herr Westrup für den sehr praxisnahen Vortrag und lud die anwesenden Mitglieder noch zum gemeinsamen Mittagessen ein.